Obwohl Hockey die erfolgreichste deutsche Ballsportart – gemessen an internationalen Medaillen – ist, findet es nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das änderte sich jetzt schlagartig nachdem vier ehemalige Hockey-Bundestrainer mit einem offenen Brief in der FAZ am 19. Februar hart mit dem Deutschen Hockey-Bund ins Gericht gingen. Vor allem kritisieren Peter Lemmen, Jamilon Mülders, Markus Weise und Bernhard Peters die Verbandsführung (die Wahl des Präsidiums steht auf dem DHB-Bundestag am 25. Mai an), die Konzentration der vielfältigen Aufgaben auf wenigen Schultern, insbesondere die Aufgabenhäufung bei Vizepräsident Remo Laschet und Sportdirektor Heino Knuf. Sie fordern daher: „… eine weitgehende Neuausrichtung des Verbandes, seines Präsidiums und des Vorstandes, um eine bessere Aufgabenteilung sicherzustellen und die Führungsarbeit konsequenter an den gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen auszurichten. Eine Neuaufstellung des Präsidiums mit einer klaren Aufteilung der Ressorts, kein Mitglied des Präsidiums darf mehr als ein Ressort führen.“
Sicher waren deutsche Medaillen bei Großereignissen wie Olympischen Spielen bzw. Welt- und Europameisterschaften zuletzt keine Selbstverständlichkeit mehr für unsere Hockey-Nationalteams. Etwas befremdlich wirken die Aussagen und Forderungen in der FAZ dann doch vor dem Hintergrund, das zumindest drei der vier Verfasser sich teilweise schon vor längerer Zeit vom Deutschen Hockey-Bund verabschiedet haben, um sich lukrativeren Aufgaben zuzuwenden (Bernhard Peters – 2006 bis 2014 TSG Hoffenheim, 2014 bis 2018 HSV; Markus Weise – seit 2015 DFB-Akademie; Jamilon Mülders – seit 2017 Nationaltrainer China). Eine bessere Verteilung von Aufgaben auf mehrere Schultern erfordert eben auch mehr Personen, die bereit sind die Arbeit und die Verantwortung zu übernehmen. Wir alle wissen, wie schwer es im Alltag der Hockeyvereine ist, genau solche Personen zu finden!
Inwieweit die Verfasser dem deutschen Hockeysport mit ihrer Meinungsäußerung helfen oder einen Bärendienst erweisen, wird sich spätestens auf dem DHB-Bundestag zeigen. In einer ersten Stellungnahme zeigte sich der geschäftsführende Vorstand trotz der öffentlich geäußerten Kritik gesprächsbereit (siehe unter www.hockey.de). Gleichzeitig weist Vizepräsident Remo Laschet im Interview mit dem Deutschlandfunk die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück und schließt aber eine erneute Kandidatur aus.
Es bleibt also spannend und Hockey erstmals in den Schlagzeilen!